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Nachhaltigkeitsberichte – Mehrwert und Stolperstein
Nachhaltigkeitsberichte – Mehrwert und Stolperstein
In den letzten Jahren hat sich bezüglich Unternehmensberichte ein neuer Massstab etabliert, der über finanzielle Kennzahlen hinausgeht: der Nachhaltigkeitsbericht. Das Reporting zur Nachhaltigkeit und Sozialverantwortung eines Unternehmens wird, angetrieben durch gesellschaftlichen Wandel, von Konsumenten erwartet und teils durch Staaten vorgeschrieben.
Ab dem Jahr 2024 werden Nachhaltigkeitsberichte gemäss dem Gegenvorschlag der Konzernverantwortungsinitiative für gewisse Unternehmen verpflichtend. Dies kann grosse Schweizer Unternehmen betreffen, welche sich als «Gesellschaft des öffentlichen Interesses» qualifizieren und zusammen mit den von ihnen kontrollierten Tochtergesellschaften mindestens 500 Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt beschäftigen, sowie mindestens CHF 20 Mio. Bilanzsumme oder CHF 40 Mio. Umsatz aufweisen. Dieser Bericht, ein sogenanntes ESG-Reporting (aus dem Englischen «Environmental, Social and Governance»), berichtet über die ESG-Strategie und die Resultate der vergangenen Jahre, unter anderen in den Bereichen Finanzen, Prozessoptimierung und Risiken. Die Kriterien sind dabei vorgegeben: Die nicht-finanziellen Leistungen eines Unternehmens in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance müssen abgebildet sein. Aufgrund der Relevanz des Themas, stellt sich die Frage, welcher Mehrwert bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung entstehen kann.
Dieser zusätzliche Berichtaufwand kann in erster Linie als Mehraufwand betrachtet werden – oder als Chance wirken. Bei Konsumenten und internationalen wie auch grösseren Unternehmen, sind Themen der Umwelt- und Sozialverantwortung weit oben auf der Agenda. Gemäss einer aktuellen Studie von PwC sind Kunden sogar bereit, für Produkte und Dienstleistungen aus nachhaltigen Quellen mehr zu bezahlen, während 76 Prozent der befragten, nicht von Unternehmen kaufen, die gegen die Regularien in den Bereichen Umwelt, Mitarbeitende oder Gesellschaft verstossen. Darüber hinaus verfolgen globale Unternehmen eigene Motive oder finanzielle Subventionen, beispielsweise durch den Europäischen Grünen Deal. Entsprechend priorisieren heute Unternehmen, welche an der Spitze der Auftragspyramide stehen, die ESG-Ziele. Dies ist auch die Folge der aktuellen EU- oder US-Politik, was auch als Trickle-Down-Effekt bekannt ist.
Trotz Aufwand, Mehrwert generieren
Ein Nachhaltigkeitsbericht trägt nachweislich zum Ansehen bei Kunden, Mitarbeitenden und Investoren bei. Die Vorteile gehen noch weiter: So können Unternehmen, die transparent über ihre Nachhaltigkeitsstrategien berichten, effektiv Vertrauen aufbauen, ihre betriebliche Effizienz steigern und neue Möglichkeiten für Innovationen entdecken. Darüber hinaus fördert es eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung, indem es Unternehmen dazu anregt, sich auf nachhaltige Praktiken zu konzentrieren und ihre Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu minimieren.
Klaus Schwab, Gründer und Executive Chairman des Weltwirtschaftsforums, ordnet die ESG-Berichterstattung wie folgt ein:
«In der unternehmerischen Praxis ist das primäre Ziel immer die Stärkung der Lebenskraft des Unternehmens, und diese hängt von den Wachstumschancen, der Rentabilität und der Flexibilität des Unternehmens, aber auch vom Vertrauenskapital der Stakeholder ab. Mitarbeiter, Kunden und die Gesellschaft allgemein werden nicht nur von wirtschaftlicher Motivation getragen. Ein Unternehmen, das gut und transparent geführt ist, das seine Mitarbeiter fördert und die Umwelt schont, ist besser gerüstet, Kunden und Talente an sich zu binden. ESG-Verantwortung und glaubhafte Berichterstattung liegen somit im ureigenen Interesse der Aktionäre, da sie langfristig den Unternehmenserfolg steigern und somit eine Investition in die Zukunft darstellen.»
– Klaus Schwab im Gastkommentar der NZZ, 10.03.2023
Prognosen zeigen, dass die Zukunft den besonders nachhaltigen, kommunikativ starken Unternehmen gehört. Deswegen stellt sich für alle Unternehmen die Frage, wie sie diese Vorteile unter Berücksichtigung der neuen gesellschaftlichen Erwartungen und Vorschriften, umsetzen, bevor Mitbewerber mitziehen können.
Stolpersteine: Standards und Datenaufbereitung
Zwei grosse und wohl bekannte Herausforderungen bezüglich Nachhaltigkeitsberichten, sind das Fehlen einheitlicher Standards und die Datenaufbereitung. Zur Erstellung von ESG-Berichten werden Unmengen von Daten mit entsprechend, zertifizierten Quellenangaben benötigt. So wird beispielsweise gerade im Immobilienbereich, die Automatisierung zu einem grossen Thema werden. Hier bieten verschiedene moderne Programme Lösungen für den einfacheren Zusammenzug von Datensätzen, wie beispielsweise CO2-Ausstoss, Wasser- und Energieverbrauch oder mögliche Optimierungspotenziale. Die Implementierung solcher Programme wiederum, ist Teil der ESG-Strategie.
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